Praktika

Studienbegleitende Präsenzpraktika, Industriepraktika und Exkursionen

Ein Leitfaden für Lehrende

Stand: 01.06.2020

 

Das folgende Dokument soll Lehrenden Möglichkeiten aufzeigen, wie ein normalerweise in Präsenz stattfindendes Praktikum ganz oder teilweise digitalisiert und damit ins Homeoffice verlagert werden kann. Das Hauptaugenmerk liegt auf der Digitalisierung der Präsenzanteile. Es werden hierfür einige mögliche Szenarien aufgezeigt, mit denen eine Verlagerung der Präsenzanteile ermöglicht wird. Natürlich sind auch individuell gestaltete Mischformen der vorgeschlagenen Szenarien möglich.

Der Begriff Praktikum ist hier sehr weit gefasst und beinhaltet ebenfalls Industriepraktika und Exkursionen. Nicht betrachtet werden die klassischen Einführungsveranstaltungen oder Sicherheitseinweisungen. Diese klassischerweise als Vorlesung ausgeführten Bestandteile eines Praktikums können vergleichsweise einfach digitalisiert und beispielsweise als Videokonferenz abgehalten werden. Hinweise dazu entnehmen Sie bitte dem Dokument zu Vorlesungen.

Achtung: Die hier vorgeschlagenen Härtefallregelungen sind lediglich als Anregung zu verstehen, wie mit Härtefällen umgegangen werden könnte, die durch das SARS-CoV-2 Virus und den daraus abgeleiteten Einschränkungen inkl. des „digitalen Sommersemesters” entstehen. Nehmen Sie daher frühestmöglich Kontakt zum Praktikanten- bzw. Prüfungsamt auf, sollten Sie Probleme im weiteren Studienverlauf der ihnen anvertrauten Studierenden sehen. Einen generellen Anspruch auf Härtefallregelungen kann aus diesem Dokument nicht abgeleitet werden. Die Entscheidung über die Gewährung von Härtefallregelungen obliegt ausschließlich dem Praktikanten- und ggf. dem Prüfungsamt.

 

Inhaltsverzeichnis

1. Homeoffice-Praktika, das U steht für fehlende Präsenzmöglichkeiten

1.1. Abstrakte (Lern-)Ziele von Praktika

1.2. Mögliche Lösungen

1.3. Virtuelle Labore und Simulationen

1.4. Third-Person-Praktika

1.5. Präsenzsplittung

1.6. Auswertungs-Praktikum

1.7. Remote-Praktika

1.8. Grenzen der Digitalisierung

2. Industrie- und Vorpraktika, „Stay at home weeks“ in Unternehmen

2.1. Vorpraktikum

2.2. Studienbegleitende Industriepraktikum

2.3. Härtefälle

2.4. Exkursionen, ohne das Haus zu verlassen

3. Ansprechpartner*innen

 

 

1. Homeoffice-Praktika, das U steht für fehlende Präsenzmöglichkeiten

 

1.1 Abstrakte (Lern-)Ziele von Praktika

 

Was ist das Ziel eines Praktikums?

 

Aus Sicht der Studierenden

Aus Sicht der Betreuenden

Sehr wichtig

ECTS sammeln / Pflichtveranstaltungen besuchen um Studienabschluss zu erhalten

Möglichst selbstständiges Vertiefen, Anwenden und Reflektieren von theoretischen Kenntnissen in der Praxis

Sammeln von praktischen Erfahrungen/Laborpraxis

Erlernen von wissenschaftlicher Praxis mit Sorgfalt, Planung, Strukturierung, Vorbereitung, Durchführung, Auswertung und Dokumentation (incl. Literatur) auch in Hinblick auf Projekt- und Abschlussarbeiten

Praktische Anwendung von theoretischem Wissen (aus Vorlesungen)

Möglichst wenig in den studentischen Versuch eingreifen, Praktikanten sollten sich selbständig optimal vorbereitet haben

Selbstständiges Arbeiten im Labor unter Anleitung

Fähigkeit sich schnell und intensiv in ein neues Themengebiet einzuarbeiten

Erlernen von neuen/zusätzlichen Fähigkeiten und Fertigkeiten

Sammeln von praktischen Erfahrungen/Laborpraxis

 

Unterschiedliche Forschungsfelder vorstellen für Praktika, Abschlussarbeiten und Jobs

 

Geringer Aufwand an Betreuungspersonal, Zeit und Geld / Hohe Effizienz

wichtig

Selbstständiges Verfassen von wissenschaftlichen Texten/Vorbereitung auf „wissenschaftliches Arbeiten“, Abschlussarbeiten

Umgang mit verschiedenen Werkstoffen, Methoden, Geräten etc.

Vertiefung von bisherigem Wissen/bisherigen Fähigkeiten

Teamarbeit

 

Berufsbezogene Schlüsselkompetenzen erwerben/Aufbau eines Erfahrungsschatzes (zukünftige Tätigkeiten besser einschätzen können)

sekundär

Umgang mit/Einblick in verschiedene/n Werkstoffen, Methoden, Geräten, etc.

Steigerung der Motivation und Spaß am Studium

Abwechslung zum theoretischen Lehralltag

Sensibilisierung für Sicherheitsbestimmungen

Erlernen von neuem/zusätzlichem Wissen

 

Die markierten Punkte sind ohne Präsenzphase kritisch zu sehen.

 

1.2 Mögliche Lösungen

Praktika folgen in der Regel einer Idee die angeblich von Aristoteles wie folgt beschrieben wurde: „Was man lernen muss, um es zu tun, das lernt man, indem man es tut.“ Die haptische und praktische Erfahrung aus den klassischen ingenieur- und naturwissenschaftlichen Praktika sind demnach nicht zu ersetzen. Allerdings können Teile der Lernerfahrung auch aus dem Präsenz-Kontext ausgelöst werden. Hierzu ist es zu aller erst nötig, die einzelnen Phasen eines klassischen Praktikums zu erfassen. Diese gliedern sich wie folgt:

  1. Einführungsveranstaltung

  2. Praktikumstag(e)

  3. Vorbereiten auf Praktikumstag

  4. Eingangsquiz

  5. Praktische Durchführung mit Aufnahme von Messwerten

  6. Auswertung und Protokoll verfassen 

Bei näherer Betrachtung der einzelnen Punkte fällt auf, dass bis auf den markierten Punkt iii die meisten Punkte auch ohne physische Präsenz durchführbar erscheinen. Ohne den dritten Punkt scheint allerdings der Sinn eines Praktikums ad absurdum geführt.

Ausgehend hiervon sind mehrere Szenarien denkbar, wie der Herausforderung der Praktika begegnet werden kann:

  1. Verschiebung des Praktikums auf einen späteren Zeitpunkt im Semester ggf. als Blockveranstaltung

  2. Entkopplung von theoretischen (ortsunabhängigen) und praktischen (Präsenz) Anteilen mit verschieben der Präsenz-Anteile auf einen späteren Zeitpunkt

  3. Verschiebung des Praktikums auf ein späteres Semester ggf. als Blockveranstaltung

  4. Kompletter Wegfall des Praktikums, mit theoretischer Ersatzveranstaltung ggf. mit Vorführung

  5. Kompletter Wegfall des Praktikums, ohne Ersatzveranstaltung

Update 16.04.2020:

Unter Punkt 6 des Beschlussprotokolls der Telefonschaltkonferenz der Bundeskanzlerin mit den Regierungschefinnen und Regierungschefs der Länder am 15. April 2020 heißt es:

„In der Hochschullehre können neben der Abnahme von Prüfungen auch Praxisveranstaltungen, die spezielle Labor- bzw. Arbeitsräume an den Hochschulen erfordern, unter besonderen Hygiene- und Schutzmaßnahmen wiederaufgenommen werden.”

  1. Abhaltung der Praktika in Kleinstgruppen unter Einhaltung spezieller Hygiene- und Schutzmaßnahmen

Vermieden werden sollte auf jeden Fall Möglichkeit E. In diesem Szenario entfällt jedwede Lernerfahrung.

Nur wenig besser ist Szenario D. Hier könnten die Versuche zwar durch Mitarbeiter der TUC durchgeführt und dabei abgefilmt werden oder auch passenden Videos von Dritten Verwendung finden, allerdings fällt hier die haptische Erfahrung komplett weg und auch das Lernen aus Fehler findet bestenfalls eingeschränkt statt. Weiterhin ist die Lernerfahrung nur geringfügig höher einzuschätzen als bei einem „guten“ Dokumentarfilm.

Die Vor- und Nachteile von Szenario A und C sind in etwa gleich. Durch die Verschiebung der Veranstaltung bleibt die Lernerfahrung vollumfänglich erhalten, allerdings wird diese erst zu einem späteren Zeitpunkt erlebt. Dies kann im weiteren Studienverlauf ggf. ungünstig sein insbesondere, wenn in späteren Veranstaltungen auf die Lernerfahrung aufgebaut wird, bevor die verschobene Praktikumsveranstaltung beendet wurde. Eine weitere Herausforderung stellt die Häufung von verschobenen Veranstaltungen zu späteren Zeitpunkten parallel zu regulären Veranstaltungen und Prüfungen. Dies führt zu unnötigen Mehrbelastungen. Hier muss eine Regelung gefunden werden, ob bzw. wie viele verschobene Veranstaltungen zusätzlich zum normalen Curricula den Studierenden zugemutet werden kann. Keine Lösung stellt das Verschieben in die Vorlesungsfreie Zeit dar. Diese Zeit sollte grundsätzlich zur Erholung und zu verdienen des Lebensunterhalts vorbehalten bleiben. Ebenfalls problematisch ist die Stauchung von semesterbegleitenden Veranstaltungen auf Blockveranstaltungen. Hier wird kein nennenswerter Lernerfolg in Bezug auf das Verfassen von Protokollen erzielt werden können, sowie eine hohe zeitliche Belastung der Studierenden durch das parallele Verfassen von mehreren Protokollen zeitgleich zur Vorbereitung auf folgende Versuche.

Eine sehr vielversprechende Variante der Praktika kann nach dem Beschluss der Regierung vom 15. April 2020 durchgeführt werden. Hierzu bedarf es allerdings eines hohen Organisations- und Betreuungsaufwands sowie eines hohen Aufwands in Bezug auf Hygiene und Schutzmaßnahmen. In diesem Szenario F können die Studierenden in Kleinstgruppen, ggf. sogar in Einzelbetreuung, die Praktika „normal” durchlaufen. Dies könnte durch die Aufsplittung eines Termins auf mehrere Termine, bspw. Vor- und Nachmittag oder an verschiedenen Tagen, bewerkstelligt werden. Vorteilhaft in diesem Szenario ist die Beibehaltung der vollumfänglichen Lernerfahrung. Diese ist im Vergleich zum normalen Praktikumsablauf sogar höher einzuschätzen, da jeder Studierende alle oder fast alle Handlungen selbst durchführen muss, und sich keiner zufällig oder gewollt in der Gruppe verstecken kann. Ebenfalls hervorzuheben ist die Tatsache, dass es so keiner Verschiebung des/der Praktika bedarf, was den Lernaufwand für die Studierenden in folgenden Semestern im Vergleich zu den Szenarien A und C auf das Normalmaß verringert. Problematisch hingegen sind die einzuhaltenden Abstandsregelungen sowie die Reinigung und ggf. Desinfektion des/der Arbeitsplätze. Ebenfalls ist durch die geringe Gruppengröße der Betreuungsaufwand durch eine gehäufte Zahl der Praktika und der anschließende Korrekturaufwand, sofern bisher Gruppenprotokolle zugelassen wurden, erhöht. Ebenfalls bedarf es ggf. eines hohen Maßes an Organisation, da möglicherweise mehrere Praktika in einem Semester durchlaufen werden, und dies mit einer gewissen Wahrscheinlichkeit zu Terminkollisionen mit anderen Praktika oder „Digitalveranstaltungen” führen kann.

Von den Szenarien D und E ist somit in Gänze abzuraten. Szenario A und C eignen sich für Praktika die bereits als Blockpraktikum geplant waren. Hier muss allerdings auf eine ausgewogene Verteilung geachtet werden um unnötige Clusterungen zu vermeiden. Außerdem sind die Szenarien A und C für eintägige Praktika / Kurse zu favorisieren. Szenario F ist insbesondere für Härtefälle zu favorisieren, sofern die Hygiene- und Schutzmaßnahmen eingehalten werden können und genügend Personal zur Verfügung steht. Da es weiterhin für dieses Szenario den wenigsten Anpassungen bedarf, und eine Mehrbelastung der Studierenden im weiteren Studienverlauf umgangen werden kann, ist es auch bei entsprechenden Kapazitäten für den normalen Praktikumsbetrieb bevorzugt zu beachten.

Szenario B eignet sich vor allem für Praktika, die über das gesamte Semester verteilt laufen. Hier muss zwischen theoretischen und praktischen Anteilen bzw. zwischen Anteilen mit Präsenz und ortsunabhängigen Anteilen unterschieden werden. Es fällt auf, dass Praktika trotz der obligatorischen Präsenz bis auf die „praktischen Durchführung“ auch ohne echte vor-Ort-Präsenz durchführbar erscheinen. Einführungsveranstaltungen und Kolloquien können ohne nennenswerte Anpassungen auch über Videokonferenzen abgebildet werden. Vorbereitung und Protokollerstellung sind üblicherweise sowieso außerhalb der Präsenzzeit durch die Studierenden zu erledigen.

Aber auch Anteile der „praktischen Durchführung“ sind mit Methoden der digitalen bzw. Fernlehre umsetzbar. Beispielsweise könnte der „richtige“ Versuchsaufbau und die Versuchsdurchführung bereits im Eingangsquiz zumindest theoretisch abgefragt werden. Möglichkeiten zur Durchführung des Eingangskolloquiums sowie der Implementierung weiterführender Fragestellungen bietet z.B. Moodle (Drag-and-Drop, Lückentexte, Multiple-Choice, Freitexte, …). Simulationen oder Gamification sind weitere Möglichkeiten.

 

1.3 Virtuelle Labore und Simulationen

Labster ist eine Erweiterung von Moodle für virtuelle Labore und wird z.B. an der ETH Zürich verwendet. Die Anforderungen des Datenschutzes werden lt. ETH (zumindest für die Schweiz) erfüllt. Ähnlich allerdings ohne Moodle-Einbindung funktionieren andere virtuelle Labore wie z.B. PraxiLabs. Eine andere Möglichkeit bilden Simulationen des eigentlichen Versuchs ohne die zusätzliche virtuelle Laborumgebung wie beispielsweise auf der Seite der Universität von Colorado. Dabei entfällt allerdings auch die in virtuellen Laboren zumindest noch ansatzweise vorhandene Laborerfahrung (Handhabung und Methoden). Besonders Praktika der Fachbereiche Physik und Chemie könnten über diese Tools teilweise als eine Art „Virtual-Reality-Praktikum“ abgebildet werden. Somit könnte auch der eigentliche Präsenzanteil des Praktikums orts- und zeitunabhängig gestaltet werden, bei allerdings eingeschränkter haptischer Komponente. Somit wäre aber keinerlei Anpassung im Ablauf nötig.

 

1.4 Third-Person-Praktika

Eine andere Möglichkeit bieten „Third-Person-Praktika“. Hier wird analog zu einem Computerspiel eine Person „gesteuert“ welche die praktische Arbeit vor Ort erledigt. Dies könnte beispielsweise durch die Betreuer geleistet werden. Voraussetzung hierfür ist die Ausstattung des Labors mit Equipment zum filmen und streamen der Aufnahme an die Praktikumsgruppenmitglieder. Die Mitglieder der Praktikumsgruppe müssen weiterhin in der Lage sein ihre Sprache zu übermitteln, und so dem Durchführenden zu sagen, was als nächstes getan werden muss. Der Präsenzanteil des Praktikums kann so orts- und, bei entsprechender Absprache mit dem durchführenden Personal, auch weitestgehend zeitunabhängig gestaltet werden. Die haptische Komponente ist hier allerdings ebenfalls nur eingeschränkt. Anpassungen im Ablauf sind fast nicht nötig.

 

1.5 Präsenzsplittung

Ist eine solche Umsetzung nicht möglich, oder muss die haptische Komponente des Praktikums vollumfänglich erhalten bleiben, bietet sich eine Anpassung des klassischen Aufbaus an:

  1. Online-Einführungsveranstaltung (z.B. BigBlueButton)

  2. Online-Praktikumstag(e)

  3. Selbstständiges Vorbereiten auf Praktikumstag

  4. Eingangsquiz mit Anteilen der Durchführung

  5. Ausgabe von fiktiven/historischen Messwerten und Fragestellungen und/oder Hinweisen

  6. Auswertung und Protokoll verfassen

  7. Präsenz Praktikumstag(e)

  8. Durchführung der Praktikumsversuche (ohne Prüfung/Protokoll)

In diesem Vorschlag wird der Präsenzteil des Praktikums auf einen Zeitpunkt gelegt, an dem eine Präsenzlehre wieder möglich ist. Die hierfür nötigen Umstrukturierungen im „gesplitteten Praktikum“ sind grün hervorgehoben.

Aufnahmen oder Simulationen der Versuche aus eignen Quellen oder von Drittanbietern können in Punkt II helfen spezifische Fähigkeiten, Versuchsdurchführungen und Verhalten zu veranschaulichen. Auch Videosammlungen auf Websites (z.B. Journal of Video Experiments) oder passende Videos auf Videoplattformen (z.B. Extraction of RNA von PraxiLabs) können hilfreich sein, selbst wenn die dort angebotenen Videos vielleicht nicht genau die gewünschte Thematik abbilden. Über Online-Simulationsplattformen wie myphysiclab.com besteht weiterhin die Möglichkeit digitale Messungen vorzunehmen.

Eine Idee die weit über die Überlegungen zu einem digitalen Praktikum hinausgeht ist der Einsatz von Videos mit Entscheidungsbaum ähnlich zu Choose-Your-Own-Adventure-Spielebüchern, bei dem die Entscheidungen des Lesers Einfluss auf den Verlauf der Geschichte nimmt. Übertragen auf die Lehr-Lern-Situation könnten Videos bzw. Videosequenzen erstellt werden, durch die der Konsument (in diesem Fall die Studierenden) durch verschiedene Wahlmöglichkeiten Einfluss auf den weiteren Verlauf des Videos nimmt. Zur Verdeutlichung hier einmal ein möglicher Ablauf für einen verfilmten Pendelversuch: Beginnend mit dem Versuchsaufbau kann der Betrachter auswählen ob er einen kurzen, mittleren oder langen Faden nutzen möchte. Anschließend gibt es die Auswahlmöglichkeit zwischen drei unterschiedlichen Gewichten. Ggf. könnten auch noch unterschiedliche Geometrien des Pendels angeboten werden. Im Anschluss wird das Pendel gestartet und die Zeitmessung von 10 Pendelschwüngen begonnen. Aus den Ergebnissen der unterschiedlichen Versuche können dann die Pendelgesetze für ein harmonisches Pendel abgeleitet werden. Durch die unterschiedlichen Wahlmöglichkeiten und die interaktive Gestaltung des Videos ist ein hoher Spaßfaktor und damit eine hohe Motivation und Lernerfolg zu erwarten. Allerdings ergeben sich aufgrund der Vielfalt der Wahlmöglichkeiten auch eine sehr hohe Varianz an unterschiedlichen Videosequenzen die Produziert werden müssen.

 

1.6 Auswertungs-Praktikum

Auch wenn die Studierenden nicht in der Lage sind, in Präsenz am eigentlichen Praktikumstag selbst in Labors zu experimentieren und zu arbeiten, können den Studierenden fiktive, simulierte oder historische Daten zur Verfügung gestellt werden. Die Studierenden können diese Daten analysieren, auswerten und passende Protokolle erstellen. Mittels passender Fragestellungen können die Studierenden auch auf Abweichungen von Erwartungswerten, ungewöhnliche Messwerte oder Fallstricke in der Durchführung hingewiesen und eine sinnvolle Diskussion angestoßen werden.

 

1.7 Remote-Praktika

Einige Praktika basieren auf der Vor-Ort-Nutzung von Computerprogrammen. Ohne die Möglichkeit tatsächlich vor Ort zu sein, kann ein Remotezugriff auf die Programme von zu Hause aus Abhilfe schaffen. Hierbei muss natürlich der Zugriff auf den Rechner und die betreffenden Programme von außerhalb der TU möglich sein. Beachten Sie dazu die Informationen des Rechenzentrums.

Aktuell gibt es mehrere Berichte darüber, dass der Remotezugriff bei vielen Mess- und Simulationsprogrammen nicht zufriedenstellend funktioniert. Auch beim Remotezugriff auf Matlab werden zunehmend Probleme gemeldet. Teilweise liegt das an Lizenzproblemen und fehlender Remoterechte oder Netzwerkfähigkeit für einzelne Programme. Das Rechenzentrum arbeitet an individuellen Lösungen. Diese können aufgrund der hohen Belastung durch die Digitalisierung allerdings dauern.

Entsprechend dazu sollte die Installation der Programme auf lokal verfügbare Rechner aus dem Softwarepool der TU und Einwahl in das Universitätsnetz über VPN sofern möglich bevorzugt werden. Beachten Sie dazu ebenfalls die Informationen des Rechenzentrums.

 

1.8 Grenzen der Digitalisierung

Der Digitalisierung sind naturgemäß, selbst wenn prüfungsrechtliche Fragen außer Acht gelassen werden, in Praktika Grenzen gesetzt. Beispielsweise können so u. a. folgende Punkte ohne Präsenzdurchführung kaum vermittelt werden:

  1. Haptik: Dinge in der Hand haben, Riechen, Fühlen, “Schmecken” fehlen

  2. Materialverhalten und Messwertgenerierung

  3. Trial and error, Learning by error, Failure by death

  4. Frustrationstoleranz und Resilienz

  5. Demut vor Zeitbedarf für Versuche: Aufbau von persönlicher Ausdauer im Labor

Daher erscheint die Durchführung von „Präsenz Praktikumstagen“ sobald eine Präsenzlehre wieder stattfinden kann nahezu zwingend notwendig. Hierfür muss allerdings eine Reglung gefunden werden, so dass keine Häufung von zusätzlichen Veranstaltungen entsteht.

 

2. Industrie- und Vorpraktika, „Stay at home weeks“ in Unternehmen

Die aktuelle Situation stellt viele ordentliche und angehende Studierende vor die Aufgabe einen Praktikumsplatz zu finden bzw. Praktika in Unternehmen abzuleisten. Dies gestaltet sich durch die weitreichenden Einschnitte in das öffentliche Leben zunehmend schwierig.

 

2.1 Vorpraktikum

Das obligatorische Vorpraktikum kann über die Härtefallregelung gestundet werden. Dies bedeutet, dass das Vorpraktikum in den verschiedenen Studiengängen, wenn es nicht vor Studienbeginn absolviert wurde, zeitlich aufgeschoben werden kann. Es soll, sobald ein „gesellschaftlichen Normalbetrieb“ wieder möglich wird, bis zum Beginn des dritten Semesters (Ausnahme ist Wirtschaftsingenieurwesen - bis Ende des 3. Semesters) nachgeholt werden. Somit ergäben sich hier keine besonderen Handlungsempfehlungen.

 

2.2 Studienbegleitende Industriepraktikum

Studienbegleitende Industriepraktika können zu einem beliebigen Zeitpunkt vor Anmeldung der Abschlussarbeit abgeleistet und der entsprechende Bericht dem Praktikantenamt vorgelegt werden. Somit sollten auch hier für den überwiegenden Anteil der Studierenden keine Änderungen oder Anpassungen der Vorgehensweise nötig sein. Bei entsprechender Dauer und Tätigkeit kann ggf. auch eine Kombination von Vor- und Industriepraktikum möglich sein. Berufsausbildungen und Berufstätigkeiten, Erwerbstätigkeiten z.B. im Rahmen von Werkstudententätigkeiten oder auch technische Ausbildungen und Diensttätigkeiten bei der Bundeswehr können bei entsprechendem Tätigkeitsspektrum auf Antrag als Praktika anerkannt werden. Genauere Informationen zu Art, Dauer und Rahmenbedingungen können dem Verwaltungshandbuch entnommen oder im Praktikantenamt erfragt werden.

 

2.3 Härtefälle

 

Bitte beachten Sie, dass eine Härtefallregelung immer eines entsprechenden Antrags bedarf! Die Entscheidung über die Gewährung einer Stundung obliegt ausschließlich dem Praktikanten und ggf. dem Prüfungsamt.

Durch die gesellschaftlichen Einschränkungen aufgrund der Corona-Pandemie ist das Finden und Antreten von Praktikumsstellen deutlich erschwert, wenn nicht sogar zu einem Teil nicht möglich. Für Studierende, die durch die aktuelle Situation vor der Herausforderung stehen, dass für den Studienfortschritt das Ableisten eines Praktikums nötig wäre, dies aber nicht möglich ist, muss eine praktikable Härtefallregelung gefunden werden.

Eine Möglichkeit könnte sein, die Anmeldung der Abschlussarbeit zuzulassen, die Anerkennung der Leistung durch das Prüfungsamt allerdings an die erfolgte Anerkennung des fehlenden Praktikums zu knüpfen. So könnte dem Studierenden, bei entsprechender Zeitdauer und Tätigkeit, eine „Einstiegsphase” in die Abschlussarbeit als Praktikum anerkannt werden. Möglicherweise ist sogar eine Einreichung der Abschlussarbeit möglich. Die Anerkennung der Leistung durch das Prüfungsamt erfolgt auch hier erst mit Anerkennung des Praktikums. So könnte den Studierenden ggf. sogar ermöglicht werden z.B. als B.Sc. cand. oder M.Sc.cand. in einem Unternehmen zu arbeiten und die dortige Probezeit als Praktikum anerkennen zu lassen. Eine Studienverzögerung könnte so in beiden Fällen weitestgehend verhindert werden.

Eine Härtefallregelung für Vorpraktika könnte die Verschiebung der „Stundungs-Deadline” um ein Semester vorsehen. Diese ist allerdings aufgrund der bereits sehr großzügigen Regelungen an belegbare Absagen der entsprechenden Praktikumsstellen, oder eine generelle Unzumutbarkeit (z. B. Praktikumsplatz bei einer medizinischen Einrichtung mit potenziellem „Coronaverkehr”) bzw. fehlenden Möglichkeiten der Ausführungen (z. B. Praktikum im Ausland) geknüpft .

 

2.4 Exkursionen, ohne das Haus zu verlassen 

 

Wegen der einschneidenden Verhaltensregelungen sind Exkursionen aktuell nicht möglich. Kontaktverbote, Ausgangssperren, usw. machen dies unmöglich. Auch ist den Firmen daran gelegen die geringe Personalstärke die bedingt durch Kinderbetreuung, Homeoffice oder durch Krankheit verblieben ist einerseits vor Kundenkontakt, und damit vor potenzieller Ansteckung, zu schützen und andererseits nicht außerhalb des primäre Tätigkeitsgebiets zu binden.

Virtuelle Rundgänge bieten hier eine partielle Alternative. Einen Eindruck von gelungeneren Rundgängen finden Sie hier. Allerdings können diese Rundgänge nur in Kombination mit einer VR-Ausrüstung (VR- bzw. AR-Brille usw.) einen guten Eindruck der Realität geben. Ein Ersatz für die Wirklichkeit bieten diese aber nicht, da z.B. Umgebungsbedingungen wie Temperatur, Luftfeuchte, klaustrophobische Umgebungen, Schutzausrüstung o.ä. in der virtuellen Realität nur in geringem Umfang abgebildet werden können.

Vielerorts sind Produktionsbedingungen und Verfahren allerdings Firmengeheimnis, und dürfen daher nicht dokumentiert oder gar „nach draußen“ gegeben werden. Dies erschwert die Verfügbarkeit von geeigneten digitalen Informationen und Führungen zusätzlich.

Eine befriedigende Alternative zu Exkursionen gibt es daher nicht. Dementsprechend erscheint die Verschiebung der Exkursionen auf einen späteren Zeitpunkt im Studium angebracht.

 

3. Ansprechpartner*innen

Michael Weinmann, Florian Kainer und Jürgen Lars Sackbrook sind Ihre Ansprechpartner*in für Fragen zu Praktika und Exkursionen. Sie finden ihre Kontaktdaten hier.

Die Corona-Pandemie stellt alle Angehörigen der TU Clausthal auch in der Hochschullehre vor enormen Herausforderungen. Wir arbeiten im ZHD permanent an Lösungen und Empfehlungen, um Lehrende und Studierende zu unterstützen. Angesichts der sich immer wieder ändernden (hochschul-)politischen Entscheidungen und technischen Rahmenbedingungen entwickeln sich der Inhalte dieser Seite weiter. Den Kolleg*innen des ZHD ist wichtig, dass die Informationen und Konzepte im Austausch mit den Kolleg*innen verschiedenster Einrichtungen erarbeitet werden. Wenn Sie als Lehrende oder Studierende Anliegen technischer oder prüfungsrechtlicher Natur haben, müssen Sie die zuständigen Einrichtungen kontaktieren, um ihre Anliegen und Lösungsvorschläge zu erörtern. Wenn Sie Fragen und Anmerkungen zum Inhalt dieses Dokuments haben oder Sie benötigte Informationen hier nicht finden, dann schreiben Sie uns: hochschuldidaktik@tu-claustal.de. Wir sind für Sie da!

Kontakt und Support

Michael Weinmann, Florian Kainer und Jürgen Lars Sackbrook sind Ihre Ansprechpartner*in für Fragen zu Praktika und Exkursionen. Sie finden ihre Kontaktdaten hier.